Misere in Misano

Führender Pascal Wehrlein, Misano, Italien (Quelle: Porsche)

Als Ersatz für Rom gastierte die Formel-E für einen Double-Header Mitte April in Misano. Die Location an der Adriaküste ist die einzige permanente Rennstrecke im Kalender der Saison 10. Die breitere Fahrbahn gab Anlass zu einer Vielzahl von Überholmanövern und Führungswechseln, nicht nur durch die insgesamt acht Minuten Attack Mode, sondern auch aufgrund der verschiedenen Strategien der Teams. Trotz des Platzangebots auf dem Asphalt gab es zahlreiche Unfälle und Ausfälle. Und die Disqualifikation eines Rennsiegers.

Beim sechsten Saisonrennen am Samstag, dem Debüt der WM in Misano, feierte António Félix da Costa seinen ersten Sieg des Jahres. Im Rahmen einer technischen Kontrolle des Automobil-Weltverbandes FIA verlor er diesen jedoch nachträglich – wegen eines technischen Verstoßes wurde dem Portugiesen alle Punkte und den Rennsieg aberkannt. Das Porsche Formel-E-Team erklärte kurz nach Verkündung die Absicht, gegen die Entscheidung der FIA Berufung einzulegen, und evaluiert seitdem weitere Schritte. Jake Dennis rückte im Zuge der Disqualifikation auf Platz zwei vor, Norman Nato auf Platz acht. Pascal Wehrlein landete auf Platz 16 – eine Berührung warf ihn weit zurück und er verlor seine WM-Führung.

Oliver Rowland war der Nutznießer. Vom fünften Platz startete der Brite in das Samstagsrennen auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli, überquerte die Ziellinie als Zweiter und erbte nach da Costas Disqualifikation den Rennsieg.

Im zweiten Rennen des Double-Headers am Sonntag knüpfte Rowland an seine Pace an. Gestartet an zehnter Position, arbeitete er sich bis an die Spitze vor. Damit war der 31-Jährige auf dem besten Weg, seine WM-Führung auszubauen. Durch ein technisches Datenproblem ließ ihm das Team im Kampf mit Wehrlein aber zu viel Energie verbrauchen und Rowland blieb in der letzten Runde stehen.

So konnte Pascal Wehrlein unbedrängt die Ziellinie als Erster überqueren und damit seinen zweiten Formel-E-Saisonsieg nach Mexiko. Der Deutsche liegt damit wieder an der Spitze der WM, punktgleich vor Jake Dennis im Kunden-Porsche von Andretti Formula E, der bis dato einen Saisonsieg holte. Mit Wehrlein als Sieger und Dennis als Zweitplatziertem erreichten am Sonntag zwei Porsche 99X Electric das Podest.

Abt Cupra hat in Misano das beste Ergebnis seit dem Comeback des Teams in der Formel-E vor knapp eineinhalb Jahren geholt: Nachdem schon Lucas di Grassi am Samstag erstmals in der Saison gepunktet hatte, eroberte Teamkollege Nico Müller am Sonntag den vierten Platz. Dabei verpasste der Schweizer eine noch größere Sensation nur um den sprichwörtlichen Augenblick: Zu einem Platz auf dem Podium fehlten am Ende lediglich fünf Hundertstelsekunden. Dabei hatte er in den letzten Runden schon auf Platz 3 gelegen, musste jedoch mit seiner Energie haushalten und Nick Cassidy schnappte ihm den Bronze-Rang vor der Nase weg. Somit bleibt der Neuseeländer in Schlagdistanz im Kampf um den Fahrertitel – und Jaguar behält die Führung in der Teamwertung vor Andretti, Porsche und Nissan.

Die Formel-E-Weltmeisterschaft reist als Nächstes nach Monte-Carlo, wo am 27. April 2024 der Monaco E-Prix stattfindet.

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Bild: Führender Pascal Wehrlein, Misano, Italien (Quelle: Porsche)

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